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Die Himmlische Berufung - Band 1

von T. Austin-Sparks

Kapitel 8 - Die Bleibende Berufung

Bevor wir in unserem Hauptthema weiterfahren, gibt es zwei Dinge, die ich in Klammern beifügen möchte.

Erstens möchte ich ein mögliches Missverständnis korrigieren. Das himmlische und geistliche Israel, welches die Gemeinde von Jesus Christus ist, ist kein Gedanke, der Gott erst im Nachhinein eingefallen wäre. Es wurde nicht deshalb eingeführt, weil Israel versagte. Bitte seid euch diesbezüglich völlig im Klaren. Es gibt solche, die das so lehren. Sie sagen, Gott habe es zuerst Israel angeboten, aber dieses habe es abgelehnt. Gott musste etwas unternehmen, und so kam Er auf die Idee mit der Gemeinde. Es sei bloß ein nachträglicher Gedanke gewesen, sozusagen eine Bewegung für den Notfall. Das aber widerspricht völlig der ganzen Bibel, und genau das ist etwas, das wir in diesen Tagen aufzuzeigen versuchen. Wir haben gesagt, dass alles im Alten Testament, inklusive Israel, Christus und die Gemeinde im Blick habe. Alles führte hin zu Christus und zur Gemeinde, und sie greifen alle göttlichen Gedanken der Vergangenheit auf und verkörpern sie in sich selbst. Die Gemeinde ist das Ewige. Sie war im Herzen Gottes, bevor es die Zeit gab, und sie wurde in Christus erwählt vor Grundlegung der Welt. Die Gemeinde ist kein nachträglicher Gedanke Gottes: Sie ist ein Voraus-Gedanke. Gottes Sohn ist keine Notfall-Angelegenheit, sondern Er war von aller Ewigkeit an für dieses spezielle Werk vorgesehen. Die Gemeinde war von Ewigkeit her dazu gedacht, der Leib Christi zu sein.

Nun möchte ich, dass ihr das bei allem, was wir noch sagen werden, im Gedächtnis behaltet. Wir glauben, dass, wenn Adam nicht ungehorsam gewesen wäre im Unglauben, der «Gottes Sohn gleich gestaltet» worden wäre; doch seine Sünde hinderte ihn daran, diese göttliche Absicht zu erreichen. Auf dieselbe Weise wäre Israel in den gemeinschaftlichen Ausdruck Christi eingebaut worden, doch im Unglauben und im Ungehorsam verfehlte Israel dieses «Erbe». Die universelle Gemeinde stand von Ewigkeit her über Israel. Das ist eine sehr wichtige Angelegenheit.

Das andere, das ich betonen möchte, ist folgendes: Dieses neue Israel, die Gemeinde, ist wesentlich eine geistliche Angelegenheit, genauso wie Christus, hier und jetzt, eine geistliche Angelegenheit ist. Und Christus ist hier in dieser Welt im Geist. So wahr Christus hier ist – obwohl nicht mehr in leiblicher Gegenwart und auf einer zeitlichen Basis (wir können Ihn nur geistlich kennen und mit Ihm Gemeinschaft haben) – so ist es auch mit der Gemeinde.

Es muss im Sinn vieler Christen in dieser Sache eine Revolution stattfinden. Das Wort «Gemeinde» (bzw. «Kirche») wird aufgegriffen und fast allem nur Möglichen angehängt. Bitte verzeiht mir! Ich möchte niemanden beleidigen, doch wir haben es mit entscheidenden Dingen zu tun. Wir hören und reden von dieser oder jener «Gemeinde» - der Lutherischen Kirche, der Methodistenkirche, der Baptistenkirche, der anglikanischen Kirche – und von wie vielen noch? Wir reden von all diesen als von «der Kirche» (bzw. Gemeinde). Vom Standpunkt des Himmels her gesehen ist das ein Haufen Unsinn. Vom Standpunkt des Himmels aus sind diese nicht die Kirche. Sie mögen den einen oder andern Aspekt der Wahrheit repräsentieren, aber keine von ihnen hat die ganze Wahrheit, und wenn ihr sie alle zusammen werft, dann haben sie immer noch nicht alle Wahrheit. Die ganze Wahrheit ist Jesus allein.

Die Gemeinde (bzw. Kirche) ist eine geistliche Angelegenheit. Ihr könnt nicht auf irgend etwas Materielles oder auf Leute im Fleisch blicken und sagen: «Das ist die Gemeinde». Ihr seid nur insoweit in der Gemeinde, als etwas von Christus in euch ist. Es ist der Christus in uns, der die Gemeinde ausmacht. Seht ihr, die Gemeinde ist eine Einheit in Christus.

Der Herr Jesus blickt nie auf so und so viele Brotlaibe auf der ganzen Welt, wenn Christen sich um Seinen Tisch versammeln. Ich nehme an, dass am Tag des Herrn tausende von Brotlaibe gebrochen werden, und ich weiß nicht, wie viele Kelche herum gereicht werden – doch der Himmel sieht nie mehr als einen Laib und mehr als einen Kelch. Der Laib ist Christus, der Kelch ist Christus, und indem wir teilnehmen, sind wir in Christus vereinigt.

Es ist nicht ganz sicher, ob die Übersetzer recht hatten – obwohl etwas daran sein mag – wenn sie die Worte des Herrn Jesus beim Mahl übersetzten. In der alten Version heißt es: «Dies ist mein Leib, der für euch gebrochen wird» (1. Kor. 11,24). Es mag ein schönes Stück Wahrheit darin liegen, wenn sie das Wort «gebrochen» verwenden. Tatsächlich wurde der Leib des Herrn gebrochen, doch die späteren Übersetzer haben das Wort «gebrochen» weggelassen und so formuliert: «Dies ist mein Leib, der für euch ist» (1. Kor. 11,24 – revidierte Fassung). Vielleicht wendet sich die spätere Übersetzung gegen eine falsche Vorstellung, denn das Wort «gebrochen» hat man so oft so verstanden: Hier ist ein Stück, dort ist ein anderes, und dort wieder ein anderes»; Stücke, über die ganze Welt verstreut. Aber Christus ist nicht zertrennt. Paulus sagte: «Ist denn Christus zerteilt?» (1. Kor. 1,13). Nein, Christus ist nicht zerteilt. Es mag Tausende von Stücken des irdischen Laibes geben, doch der himmlische Laib ist ein einziger, und so sieht der Himmel die Gemeinde.

Die Gemeinde ist auf der Erde etwas Gebrochenes. Sie ist hier unten in viele Teile zerbrochen, doch im Himmel wird sie als ein Ganzes gesehen, und je schneller wir, ihr und ich, die Sache vom himmlischen Standpunkt aus sehen, desto besser. Wenn dieser Mann oder diese Frau «in Christus» ist, spielt es keine Rolle, ob er oder sie in unserer Denomination ist oder nicht, ob er oder sie zu unserer Sekte gehört oder nicht. Wenn sie «in Christus» sind, sind sie ein Teil von allen andern in Christus.

Versteht doch, dass die Gemeine eine geistliche Angelegenheit ist, nichts Irdisches, Zeitliches, und dass sie etwas sehr Wichtiges ist, das wir anerkennen sollten. Sie setzt sich aus allen zusammen, die aus dem Geist geboren sind.

Wir haben viel Zeit gebraucht, bevor wir nun zu unserem besonderen Punkt gelangen. Was wir tun, ist dies: Auf der einen Seite verfolgen wir die Wege Gottes mit dem alten Israel, und auf der andern Seite sehen wir, wie Er die geistlichen Gesetze dieses alten Israel nimmt und sie im neuen Israel fortsetzt. Was er auf zeitliche Weise mit dem ersten Israel tat, tut Er auf geistliche Weise mit dem neuen Israel.

Unser letztes Wort war, dass Gottes Herrlichkeit in Abraham ihren Höhepunkt in der Sohnschaft erreichte. Sohnschaft in Tod und Auferstehung, wie sie durch Isaak repräsentiert werden. Sohnschaft ist der Höhepunkt von Gottes Herrlichkeit.

Wir sind nun zurück im Brief an die Hebräer. Welches ist der Höhepunkt dieses Briefes und aller Bewegungen Gottes, die darin enthalten sind? Wir finden ihn in einem Fragment: «um viele Söhne zur Herrlichkeit zu bringen» (Hebr. 2,10). Das ist der Höhepunkt der Herrlichkeit Gottes. Wie es in zeitlich begrenzter Weise bei Abraham war, so ist auf eine geistliche Weise mit dem neuen Israel.

Doch die Idee der Sohnschaft begann nicht mit Abraham und Isaak. Sie kam nur in ihnen zum Vorschein. Sie reichte vor ihre Zeit zurück – es war Gottes gehütetes Geheimnis vor ewigen Zeiten. Dieses Geheimnis ging in Abrahams Samen nach dem Fleisch verloren, doch wurde es wieder aufgegriffen in Abrahams Samen nach dem Geist.

Vielleicht wisst ihr, dass die Briefe an die Römer und an die Galater sich genau mit dieser Sache befassen. Der Apostel sagt genau dies im Brief an die Römer, Kapitel 9, 10 und 11 (ein geschlossener Abschnitt). «Sie sind nicht alle Israel, die vom Israel abstammen» (Römer 9,6). - «Alle natürlichen Kinder Abrahams sind nicht Israel. Israel sind nur die geistlichen Kinder Abrahams». Wenn ihr den Brief an die Galater aufschlagt, dann wird das sehr sorgfältig erklärt, und Paulus reduziert es auf dies eine. Er bezog sich auf die Verheißung, die Abraham gegeben wurde: «In deinem Samen werden alle Nationen der Erde gesegnet» (Gen. 22,18).

Dies ist die Sache, die Paulus eine Menge Schwierigkeiten eingebracht hat. Er sagte: «Gott sagt nicht: Und seinen Nachkommen, als wären es viele; Er redet von einem: und deinem Nachkommen, und der ist Christus» (Gal. 3,16). Es sind nicht die vielen Kinder Abrahams, sondern die geistlichen Kinder – und das ist Christus und die Gefährten Christi.

Jesaja schrie: «Er wird Seinen Samen sehen... er wird von den Wehen seiner Seele (Frucht) sehen» (Jes. 53,10.11), und dieses himmlische Jerusalem ist der geistliche Same Abrahams, und das ist Christus und die, die von oben geboren worden sind.

Der Brief an die Galater lehrt, dass der Rest weggefallen ist. Selbst alle andern Kinder Abrahams sind jetzt beiseite gesetzt, und Gott anerkennt nur Seine geistlichen Kinder. Dies wird mit diesem Satz aufgenommen, der uns die ganze Zeit bestimmt hat: «Daher, heilige Brüder... Gefährten einer himmlischen Berufung... wird sind Gefährten Christi geworden, wenn wir den Anfang festhalten... bis ans Ende» (Hebr. 1,1.14).

Dieses geistliche und himmlische Israel wird «die Gefährten einer himmlischen Berufung» genannt, und wir wollen einen Augenblick lang bei dieser himmlischen Berufung verweilen.

Was für eine Absicht verfolgte Gott in dieser Welt hinsichtlich des ersten Israel? Sie sollten den Nationen Licht und Leben vermitteln. Das war ihre göttliche Berufung – dass die Nationen durch ihr Licht leben empfangen sollten; dass sie der Kanal für das göttliche Licht und Leben zu den Nationen dieser Welt werden sollen. Wir können eine ganze Menge aus dem Alten Testament anführen, um dies zu zeigen, doch werden wir bloß eine Illustration benutzen.

Ihr stellt fest, dass alle Söhne Israels auf den einen Sohn ausgerichtet waren. (Natürlich meinen wir, wenn wir vom jetzigen Israel sprechen, Jakob). Dieser Sohn war Josef. Wäre er nicht gewesen, dann wäre die ganze Nation zugrunde gegangen, und nicht nur die Söhne und Familien Jakobs, sondern ganz Ägypten. In einem gewissen Sinne wäre jene ganze Welt zugrunde gegangen. Gottes seltsamer, souveräner Umgang mit Josef brachte ihn durch Tod und Auferstehung auf den Thron. Dann kamen seine Brüder nach Ägypten, und Josef gab sich ihnen zu erkennen. Da fielen sie in äußerster Scham vor ihm nieder, fingen an, sich zu entschuldigen und versuchten, Ausreden zu finden. Was für arme, jämmerliche, elende Gesellen waren sie doch! Doch, was sagte Josef: «Und nun seid nicht bekümmert, und werdet nicht zornig auf euch selbst, dass ihr mich hierher verkauft habt! Denn zur Erhaltung des Lebens hat Gott mich vor euch her gesandt (Gen. 45,5). Leben und Licht kamen durch Josef nicht nur zu allen Familien Jakobs, zu Ägypten, zur Welt. Er war der umfassende Repräsentant aller seiner Brüder. Gott machte ihn dazu, und er stellt diese Wahrheit dar, dass Gott wollte, dass das ganze Israel von einst ein Vermittler von Leben und Licht an die ganze Welt werden sollte. Das war Israels Berufung, und wozu sie bestimmt waren im alten Heilszeitalter. Sie waren durch Gottes Anordnung hier unten, genau im Zentrum der Nationen, in einer Stellung der Überlegenheit, um den Nationen Licht und Leben zu vermitteln. Abrahams Same war dazu bestimmt, das zu tun, doch dieser Same versagte vor Gott, und anstatt ihre Berufung zu erfüllen, widersprachen sie ihr.

Wir brauchen uns bei ihrem Versagen aufzuhalten. Es ist eine dunkle und schreckliche Geschichte. Und für die letzten fast zweitausend Jahre waren sie dort, wo der Herr Jesus gesagt hatte, dass sie sein würden: «Die Söhne des Reiches werden in die äußerste Finsternis hinausgeworfen: dort werden sie weinen und mit den Zähnen knirschen» (Mt. 8,12). Das ist die Geschichte des irdischen Israel als einer Nation durch alle vergangenen Jahrhunderte hindurch. Gott sei Dank für alle, die der äußeren Finsternis entronnen sind, die nicht weinen und mit ihren Zähnen knirschen müssen, sondern in Christus Jesus frohlocken! Aber dorthin ging eben die Nation, und der letzte Schlag davon geschah im Jahre 70 nach Christus.

Das ist die dunkle Seite. Doch Gott war noch nicht fertig mit einem Israel. Noch immer hatte er einen «Fürsten mit Gott» im Blick, denn das ist die Bedeutung des Namens «Israel». Dieses himmlische, geistliche Israel zu der wir, ihr und ich, gehören, ist in die Berufung von Josef hinein berufen worden. Wir befinden uns hier in dieser himmlischen Berufung, in dieser geistlichen Bestimmung, der Welt Licht und Leben zu vermitteln. Das ist jetzt unsere himmlische Berufung, und darum sagte der Herr Jesus zu Seinem neuen Israel: «Zieht deshalb hinaus und macht Jünger aus allen Nationen» (Mt. 18,19)... «Fangt an bei Jerusalem, Samarien, ganz Judäa und bis an die äußersten Enden der Erde... und wo immer ihr seid, besteht eure himmlische Berufung darin, Licht und Leben von oben zu bringen».

Am Anfang hat sich die Gemeinde beinahe im irdischen Jerusalem niedergelassen. Es ging sehr langsam, bis sie sich davon weg bewegten, so ergriff der Herr einen großen Hammer und ließ ihn auf die Gemeinde in dieser Stadt fallen. Da wurden sie weit herum zerstreut, und der Herr sagte: «Ich bin mit dieser irdischen Stadt fertig. Das neue Jerusalem ist droben, und die neue, himmlische Berufung gilt allen Nationen».

Das ist jetzt die himmlische Berufung des geistlichen Israel, doch dass muss erst später noch zu seiner Fülle gelangen. Diese Fülle wird am Ende der Bibel dargestellt - «die heilige Stadt, das neue Jerusalem, das aus dem Himmel von Gott herab kommt» (Offb. 21,2). Nein, das ist kein materielles und politisches Weltzentrum. Das ist die Gemeinde. Das sind die Gefährten Christi, dargestellt im Symbolismus einer Stadt, und das letzte Wort über diese Stadt ist dies: «Und die Nationen werden in ihrem Lichte wandeln... und auf dieser Seite des Stromes und auf der gegenüberliegenden Seite war der Baum des Lebens... und die Blätter des Baumes waren zur Gesundheit der Nationen» (Offb. 21,2.4; 22,2). Habt ihr gemerkt, dass ich ein Wort ausgewechselt habe? Unsere Übersetzung sagt: «zur Heilung der Nationen», doch das ist nicht korrekt. Die Nationen werden in der Ewigkeit keine Heilung benötigen, Gott sei Dank! Doch werden sie benötigen, dass ihrer geistlichen Gesundheit gedient wird.

Die meisten von uns hier benötigen keine Rettung. Denkt nebenbei daran, dass das Wort «Errettung» im Grundtext das Wort «Gesundheit» ist. Es bedeutet, sich in einem Zustand bester Gesundheit zu befinden. Das ist die Bedeutung des Wortes «Errettung» - sich geistlich in guter Gesundheit befinden.

Die Nationen werden also diejenigen sein, die das Evangelium gehört und darauf geantwortet haben: «Die Erde wird voll sein von der Erkenntnis der Herrlichkeit des Herrn, wie die Wasser das Meer bedecken» (Habakuk 2,14), doch genau im Zentrum der Nationen wird die Gemeinde sein, und durch die Gemeinde wird Licht und Leben ausgehen, um die Gesundheit der Nationen zu erhalten.

Darum, wenn alles gesagt und getan worden ist, und ihr durch die lange, lange Geschichte hindurch gegangen seid, werdet ihr schließlich zum Ende kommen im letzten Kapitel der Geschichte im Buch der Offenbarung: Und das letzte Bild ist dasjenige eines himmlischen Israel, das den Nationen Licht und Leben austeilt.

Vielleicht plagt einige von euch Bibelstudenten und Leuten, die an Lehre interessiert sind, eine Frage bezüglich dessen, was ich gesagt habe. «Meint er wirklich, die Gemeinde sei das eine, und dann gebe es noch eine Menge anderer Völker, die nicht zur Gemeinde gehören? Mit andern Worten, ist die Stadt eines, und die Nationen etwas anderes?

Ich gedenke nicht, auf irgend ein Argument diesbezüglich einzugehen, aber ich bringe euch zurück zu diesem Brief an die Hebräer, wo ihr eure Antwort finden werdet. Es ist ein kleines Wort mit nur zwei Buchstaben (im Englischen): «If» - «Wenn»! «Wir sind die Gefährten Christi geworden, wenn...» «Dessen Haus wir sind, wenn...» In einem gewissen Sinne dreht sich der ganze Brief um dieses kleine Wort. Es geht jetzt nicht um die Frage der Errettung, oder dass man in den Himmel kommt. Es geht jetzt um jenes Instrument einer ewigen Berufung für den ganzen Rest. Das ist die Höhe der himmlischen Berufung. Ich überlasse es euch, die Frage zu beantworten, indem ihr den Brief noch einmal studiert. Es scheint auszusagen, dass nicht alles zur Stadt gehören wird. Wenn jedermann die Stadt ist, wo ist dann das Land? Nein, die Stadt ist das Zentrum, der Sitz der Administration, der Regierung und des Lichts. Das ganze Land leitet seine Werte von der Stadt ab. Es scheint, dass dies die Wahrheit ist, die sich hier findet. Es ist möglich, in den Himmel zu kommen und nicht zur Stadt zu gehören.

Wenn ihr damit Schwierigkeiten habt und mir nicht zustimmt – dann kann ich euch lediglich sagen: «Geht zurück ins Wort»! Ich kann diesen Brief auf keinem andern Grund verstehen, es sei denn, wir geben zu, dass die Warnungen sich auf das Heil und nicht auf das Erbe beziehen. Warum ist alles durchschossen mit diesem dringenden Appell, weiter zu gehen? Ich glaube nicht, dass ihr, wenn ihr nicht voran geht, ihr euer ewiges Leben verfehlt und eure Errettung opfert, doch glaube ich, dass, wenn ihr nicht voran geht, ihr euer Erbe verfehlt, und das ist die Lehre dieses Briefes, so wie ich es sehe. Warum? Weil das Ganze des Neuen Testamentes, nach den Evangelien, dieses eine Ziel hat: die Christen dazu zu bringen, dass sie vorwärts gehen, und dass sie zum vollen Mannesalter voran schreiten.

Gott hat etwas in die eigentliche Konstitution Abrahams hineingesetzt, das zwei Wirkungen zeigte. Es machte aus ihm einen sehr unzufriedenen Mann. Er war besessen von einer heiligen Unzufriedenheit. Er sah das Land, und Gott gab ihm Herden und Tierbestände in Fülle, doch die ganze Zeit ging er landauf landab und sagte: «Das ist es nicht. Es gibt noch mehr als das. Ich kann mich nie damit zufrieden geben». In einem guten Sinne war Abraham ein höchst unzufriedener Mann.

Auf der andern Seite hatte er eine Vision von dem, was er sein sollte. Das Neue Testament nennt es ein himmlisches Land. (Siehe Hebr. 11,16). Er hielt Ausschau nach einer Stadt, «deren Baumeister und Schöpfer Gott ist», und keine Stadt auf dieser Erde entsprach dem, was im Herzen Abrahams war. Meint ihr etwa, ich übertreibe? Meint ihr, ich bausche das auf? Was sagte Jesus zum alten Israel: «Euer Vater Abraham frohlockte, dass er meinen Tag sehen sollte; und er sah ihn, und war froh» (Joh. 12,56). Abraham konnte durch die Jahrhunderte hinab sehen. Er hatte eine Vision, und nichts in dieser Welt konnte diese Vision befriedigen. Sein Herz war immer hungrig, und so war er ein Mann, der sich nie auf dieser Erde niederließ.

«Lasst uns weiter gehen», sagt dieser Brief an die Hebräer. «Wir wollen uns nicht niederlassen, und wir wollen uns nie mit etwas Geringerem als mit Gottes Fülle zufrieden geben.» Das ist seine Botschaft.

Schließlich wird es als ein Wettlauf dargestellt. Wir laufen einen Wettlauf, und das Ziel und der Siegespreis liegen vor uns. Lasst uns im Lauf nicht innehalten und uns abwenden! «Lasst uns mit Geduld den Wettkampf laufen, der vor uns liegt, indem wir auf Jesus blicken...» (Hebr. 12,1.2). «Euer Vater Abraham frohlockte, dass er meinen Tag sehen sollte»; «aufsehen auf Jesus». Wir wollen uns nie mit irgend etwas Geringerem niederlassen als mit Gottes Fülle. «Darum, heilige Brüder, Gefährten einer himmlischen Berufung».

Wo der Heilige Geist wirklich seinen Platz in einem Herzen hat, dann wird dieses Herz ein «voranschreitendes» Herz sein. Es wird sich nie bei etwas Geringerem niederlassen als bei der Fülle Gottes.

Es gibt zwei verschiedene Arten von Unzufriedenheit. Da sind jene armen, elenden Leute, die nie mit irgend etwas zufrieden sind. Sie sind immer unzufrieden, und dies auf eine falsche Art. Wir reden nicht solchen Leuten das Wort! Doch diese geistliche Unzufriedenheit, die sagt: «Nicht, dass ich es schon erreicht hätte oder schon vollkommen wäre... aber eines tue ich: Ich vergesse, was hinter mir liegt... ich jage nach dem Ziel, nach dem Siegespreis der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus» (Phil. 3,12-14), ist die Natur eines echten, vom Geist regierten Lebens. Es wird stets voran drängen zu etwas mehr vom Herrn. Solche sind der wahre himmlische Same Abrahams, die Gefährten einer himmlischen Berufung.

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