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Die Himmlische Berufung - Band 1

von T. Austin-Sparks

Kapitel 3 - Der Tisch des Herrn und die Gefährten

Schriftlesung: 2. Mose 12,1-16.21-24; Lukas 22,1.7.8.14-21.

Wir haben etwas von dem gesehen, was der Herr sucht im Sinne von Gefährten einer himmlischen Berufung. Wir haben auch gesehen, wie das einstige Israel Ihm gegenüber in dieser Hinsicht versagt hat, und wie Er zur Zeit seines endgültigen Versagens das offenbarte, was Er immer schon in Seinem Herzen hatte, sogar bevor es ein Israel gab – nämlich, ein Volk mit einem himmlischen Leben und einer geistlichen Natur.

Der Tisch des Herrn ist vielleicht der schönste Ausdruck für diese wunderbare Realität der Gefährtenschaft mit Christus.

Judas war weggegangen. Er hatte gemeinsame Sache gemacht mit dem ablehnenden Israel und wurde im Gericht unter sie gezählt; so war es nicht nur ein einziger Mann, sondern eine ganze Nation, die in jener Nacht hinausging. Judas war lediglich ein Repräsentant der Nation, die Christus verwarf und die von Gott verworfen wurde. Es ist sehr beeindruckend, dass solch ein Repräsentant des ablehnenden Israel sich in der Gegenwart der Gefährten Christi aufhalten sollte! Und dort, im inneren Kreis, demonstrierte er, was für Israel wahr wurde – er war kein Gefährte Christi.

Nachdem also das ablehnende Israel den Raum verlassen hatte, blieben die Gefährten mit ihrem Meister zurück. Dieser war imstande von ihnen zu sagen: «Ihr seid diejenigen, die mit mir in meinen Versuchungen ausgeharrt habt» (Lk. 22,28).

Dieser Tisch des Herrn, oder das Herrenmahl, ist eines der großen Erscheinungsbilder des Übergangs vom alten Israel zum neuen, himmlischen, geistlichen Israel. Was das Passah im alten Israel bedeuten sollte, wurde im neuen Israel verwirklicht. Wir werden daher einige Gesichtspunkt des Passahmahles betrachten, die sich auf die Gefährten Jesu beziehen.

Wir kehren zum 12. Kapitel des Buches Exodus zurück, wo zum ersten Mal das Passahmahl eingesetzt und festgelegt wurde, und wir dringen gleich ins Herz der Sache vor, um genau zu erkennen, was es bedeutete. Wenn wir genau genug hingeblickt haben, werden wir folgendes entdecken: dass es die große Auseinandersetzung war zwischen Gott und den Göttern Ägyptens. Gott fasste alles zusammen, als Er sagte, dass Er in jener Nacht Sein Gericht, nicht nur über die Ägypter, sondern auch über die Götter der Ägypter beenden und vollenden würde. Die neun Plagen, die vorausgegangen waren, wurden als gegen die Götter Ägyptens gerichtet deklariert, und ihr versteht diese Plagen nicht, wenn ihr diesen Faktor nicht zur Kenntnis nehmt. Sollte es nötig werden, so könnten wir aufzeigen, wie jedes Gericht eine Beziehung zu bestimmten Göttern Ägyptens
Hatte. Nur ein Beispiel: Der Frosch war in Ägypten ein heiliges Tier. Er wurde als Repräsentant eines Gottes angebetet, und Gott – Jahwe – wandte im Gericht ihre eigenen Götter gegen sie selbst. So war es mit jedem Gericht. Sie beteten die Sonne an, also löschte Gott sie aus.

Das Ganze wurde zusammengefasst und vollendet in jener Passahnacht. Gott machte sich daran, den Er mit den Ägyptern hatte wegen ihrer Götter zu beenden. Er ist ein sehr eifersüchtiger Gott, und Er hatte gesagt: «Du sollst keine andern Götter neben mir haben» (Exodus 20,3).

Das ist das Herz der Sache, und wir müssen dies nun zum Tisch des Herrn hinüber bringen. In erster Linie bedeutet dieser Tisch: Kein Kompromiss mit irgend etwas, das gegen Gott ist. Es muss der Herr sein, und der Herr allein.

Das zweite, das beachtet werden sollte, ist der Brennpunkt dieses ganzen Arrangements – alle erstgeborenen Söhne in Ägypten. In jenen Tagen, und sogar heute noch, repräsentiert der Erstgeborene alle andern. Er schließt die ganze Familie in sich, und wenn ihr den Erstgeborenen anrührt, rührt ihr die Eltern und die Familie an. So wurden also alle Ägypter in ihren Erstgeborenen repräsentiert, und der Herr sprach: «Ich werde ... alle Erstgeburt im Land Ägypten schlagen, sowohl bei Mensch als auch beim Vieh». Eine andere Art von Erstgeburt, die nicht von Gott war, musste beseitigt werden, um das einzuführen, was der Hebräerbrief «die Gemeinde der Erstgeborenen» nennt (Hebr. 12,23). Der eine Erstgeborene musste beseitigt werden, um Platz zu machen für einen andern Erstgeborenen.

Diejenigen, die rechtmäßig am Tisch teilnehmen, gehören zur «Gemeinde der Erstgeborenen». Es sind die, die durch den Geist Gottes wiedergeboren wurden, und sie sind die Gefährten Christi.

Dann beachtet das Dritte: der Punkt, an dem diese ganze Angelegenheit geklärt wurde. Es wurde auf der Türschwelle jedes Hauses geregelt. Es ist schade, dass die Übersetzer beim Übersetzen eines hebräischen Wortes nicht konsequent waren, das zweimal in Exodus 12,22 vorkommt: «Ihr sollt ein Bündel Yssop nehmen, es in das Blut tauchen, das in Becken ist, und bestreicht den Türsturz und die beiden Seitenpfosten mit dem Blut, das im Becken ist». Offensichtlich konnten sich die Übersetzer auf das hebräische Wort an dieser Stelle keinen Reim machen, und so benutzten sie das Wort «Becken», so dass das Bündel Yssop ins Becken getaucht werden konnte. Doch das hebräische Wort «saph» wird anderswo im Alten Testament mit «Schwelle» übersetzt. Was eigentlich hätte gesagt werden müssen, war: «Ihr sollt ein Bündel Yssop nehmen und es in das Blut tauchen, das auf der Türschwelle ist». Vielleicht wisst ihr, dass die Schwelle eines Hauses der heiligste Ort ist. Ihr gebt besonders darauf acht, wer über die Schwelle eures Hauses tritt, und das ist auch der Grund, weshalb abergläubische Leute einen Zauber darauf legen. Manchmal ist es ein Hufeisen, etwas, das das Böse fern hält, oder, wie sie es nennen, schlechtes Glück.

Das ist zu einem Aberglauben geworden, doch dahinter verbirgt sich die große geistliche Wahrheit – es gibt eine Schwelle, die Gott als sehr heilig betrachtet, und hinter dieser Schwelle, wo das Blut ist, befinden sich seine eigenen Gefährten. Die Schwelle bezeichnet eine Trennung zwischen Seinen Gefährten und Seinen Feinden. Habt ihr bemerkt, dass Moses sagte: «Keiner von euch soll aus der Tür seines Hauses hinausgehen bis zum Morgen»? In Wirklichkeit sagte er: Sorgt dafür, dass niemand die Schwelle in einen Bereich überschreitet, wo die Feinde sind. Lasst die mit Blut besprengte Schwelle zu einer Trennung werden zwischen euch, des Herrn eigene Gefährten, und jene, die Er im Begriff steht, zu richten». Judas schritt über die Schwelle, als es Nacht war.

Ich glaube, dass sogar heute noch (gewiss war es bis vor kurzem so) im jüdischen Ritual des Passahmahles ein Punkt eintritt, wo der Erstgeborene hinausgeht und die äußere Haustür öffnet, die Türe bei der Schwelle. Dann kehrt er zurück und stellt einen leeren Stuhl vor den Tisch und einen extra Becher auf den Tisch. Das geschieht in der Hoffnung, dass der Bote des Herrn die Schwelle überschreitet, hereinkommt und am Mahl teilnimmt. Das finden wir natürlich hier nicht in der Bibel, doch die Hebräer kannten die Bedeutung der Schwelle – etwas heiliges für den Herrn, eine offene Tür für den Herrn.

Judas überschritt die Schwelle und traf auf das Gericht über diese Welt. Die Gefährten Jesu blieben in jener Nacht im Hause. Sie wurden durch das kostbare Blut geschützt und vom Tod gerettet.

Das Bild hinter Exodus 12 ist dies, dass der rechtmäßige Herr in diese Welt kommt und Seine Rechte beansprucht, und so sagt Er: «Dies ist das Zeichen und der Hinweis. Entweder ihr nehmt mich als euren rechtmäßigen Herrn an, oder ihr tut es nicht, das Zeichen ist das gesprengte Blut. Wenn ich das Blut sehe, dann weiß ich, dass ihr meine Freunde und mir loyal ergeben seid. Wenn ich das Blut nicht sehe, weiß ich, dass ihr Feinde seid, und ihr werdet mein Gericht erleben. Mein Vollstrecker ist bei mir, und wenn ich das Blut sehe, sage ich: «Bleib hier draußen! Lass sie in Frieden! Es sind meine Freunde». Wenn ich das Blut nicht sehe, dann sage ich: «Hier kannst du hineingehen». Ihr stellt fest, dass der Herr in diesem Kapitel spricht, als sei er die eine Person, und der, der das Gericht ausüben wird, eine andere. Er schickt jemanden hinein. Das ist das Bild hinter dem Passahmahl.

Da ist gerade noch eine Sache, die wir erwähnen wollen. Es wird zwar in diesem Kapitel in Exodus nicht ausgesprochen, doch wird es entschieden an anderen Stellen gesagt. Jeremia sagt (in Kapitel 31), dass Gott in der Nacht des Passahmahles Israel bei der Hand ergriff und sich mit ihm verlobte. Im Prinzip war also das Passahmahl eine Hochzeitsfeier. Um die Sprache der Propheten zu verwenden, nahm der Herr in jener Nacht die Jungfrau Israel und vermählte sich mit ihr, und Er machte einen Bund mit ihr. Wie viel öffnet sich uns da hinsichtlich der Ehebeziehung! Es ist eine Beziehung mit Blut - «sie werden ein Fleisch sein» (Gen. 2,24). Wann immer Israel etwas mit fremden Göttern zu tun hatte, dann wurde das Hurerei, Unzucht, Ehebruch genannt. Es war ein Bruch des Ehebundes.

Darum wurde Israel schließlich auch von Gott aufgegeben. Sie blieben zwar sehr religiös, und behielten weiterhin die Zeremonie des Passah bei – doch der Herr Jesus sagte: «Ihr stammt von eurem Vater, dem Teufel, und es ist euer Wille, seine Begierden zu befriedigen» (Joh. 8,44). Es war das Werk des Teufels, Christus zur Kreuzigung zu bringen, und Israel war das Werkzeug des Teufels, durch das er es fertig brachte. Es war die letzte Phase einer langen Geschichte der Ablehnung des Herrn und des Ehebruchs.

Das ist die dunkle Seite. Lasst uns jedoch die helle Seite anschauen! Der Herr Jesus griff, als er das neue, himmlische Israel aufgrund des Prinzips des alten konstituierte, genau dies auf, in jeder Hinsicht, und in dieser, glaube ich, ganz besonders. Es fand in jener Nacht im Obersaal ein Hochzeitsmahl statt. Jesus verlobte sich mit Seiner Gemeinde mit einem Blutbund - «Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut» - und so sicherte Er sich Seine Gefährten der himmlischen Berufung. Später werden wir noch vollständiger von der «Braut» sprechen.

Wir müssen das alles auf uns anwenden. Auf der einen Seite ist es sehr herausfordernd. Es bedeutet: «Keinen Kompromiss mit irgend etwas, das gegen den Herrn ist». Ich frage mich, ob die Leute jedes Mal, wenn sie die Mahlgemeinschaft feiern, erkennen, dass dies die Bedeutung ist – eine echte und äußerste Trennung zwischen den Gefährten des Herrn und andern! Am Tisch des Herrn feiern wir unsere Verlobung! Wir wurden in heiliger Ehegemeinschaft mit dem Herrn vereint – durch Sein kostbares Blut wurden wir zu Seiner Braut gemacht. Die Hochzeit des Lammes ist das große kommende Ereignis (Offenb. 19,7).

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