von
T. Austin-Sparks
Zuerst veröffentlicht in den Zeitschriften "A Witness and A Testimony", Mai-Jun 1947, Vol. 25-3. Originaltitel: "The Four Greatnesses of Divine Revelation", Kapitel 3. (Übersetzt von Manfred Haller)
Letztlich ist es die Sohnschaft, welche alle Gedanken Gottes repräsentiert und verkörpert. So ist das eine, das im Zusammenhang mit Salomo ständig wiederholt wird, die Sohnschaft. «Dein Sohn Salomo, er soll mein Haus und meine Höfe bauen! Denn ich habe ihn mir zum Sohn erwählt, und ich will ihm Vater sein» (1. Chron. 28,6). «Dein Sohn ... mein Sohn». David sagte: «Und von allen meinen Söhnen – denn der Herr hat mir viele Söhne gegeben – hat Er meinen Sohn Salomo erwählt» (1. Chron. 28,5) – hier finden wir die Einschließlichkeit der Sohnschaft, aber in einem gewissen Sinne auch deren Ausschließlichkeit. Es ist dieses Wort «Sohn», das vorherrscht, wann immer Salomo erwähnt wird. Und wenn wir dann zu Christus weiter gehen, zum größeren Sohn Davids, dann stellen wir fest, dass alles in Seiner Sohnschaft gipfelt und dass alles seinen Charakter und seine Bedeutung von ihr erhält.
Wir glauben, dass in dieser Angelegenheit Johannes und Paulus die beiden großen Exponenten sind. Johannes präsentiert Christus vorwiegend als Sohn. Er fasst sein ganzes Evangelium mit einer Feststellung zusammen, die besagt, dass alles, was darin geschrieben stehe, nur eines zum Ziel habe, nämlich, dass die Leser «glauben, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und dass durch Glauben Leben haben in Seinem Namen» (Joh. 20,31). Johannes also präsentiert Christus als den Sohn. Es ist die Person (Christi), die Johannes im Auge hat.
Paulus stellt Christus ebenfalls als den Sohn dar, aber er geht weiter. Was ich damit meine, ist folgendes: Paulus greift weiter aus und öffnet den Inhalt dieser Sohnschaft, indem er aufzeigt, dass es darin einen Aspekt gibt, der die Angelegenheit von Beziehungen ist. Durch den Heiligen Geist sind wir Söhne. Christus, als Erster, der Erstgeborene; aber (wir lassen die Frage der Gottheit außer Betracht) die Sohnschaft als eine Beziehung ist etwas, in das wir hineingerufen worden sind. Und das ist das große Thema von Paulus, die Bedeutung der Sohnschaft: Ihr Inhalt, ihre Erklärung, ihre Bezogenheit, ihre Einschließlichkeit.
Ich denke, es ist augenscheinlich, dass die Dinge, die Gott zu und bezüglich Salomo sprach, so gemeint waren, dass sie in ihm gänzlich und vollständig in Erfüllung gehen sollten. Der Herr jedoch redete mit einer weiteren Absicht, mit etwas im Sinn, das weit über Salomo hinauswies. In Wirklichkeit, in seiner eigenen Vorstellung, redete er vom Herrn Jesus. Salomo sollte nur eine zeitweilige, teilweise Erfüllung von dem sein, was Gott über Sohnschaft, über das Königreich und das Haus Gottes redete. Gott dachte weiter. «Ich werde Ihm Vater, und Er wird mir Sohn sein»; «Ich werde sein Reich bestätigen» - diese Worte wurden von Salomo gesagt, aber es ist nicht schwierig zu sehen, dass sie in Bezug auf den Herrn Jesus eine unendlich weitreichendere Bedeutung hatten. Das ist etwas in Verbindung mit Ihm, das weit über alles hinausging, was im Falle Salomos möglich war.
Was ich in erster Linie betonen möchte, ist dies: Johannes und Paulus bringen Christus als Sohn gemäß dem Prinzip der Ewigkeit ins Blickfeld. Ihr wisst, wie Johannes dies in seinem Evangelium in einer Reihen von sehr eindrücklichen Weisen ins Bewusstsein zu hämmern versuchte. Er beginnt: «Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott». Seine klare Absicht war, die Ewigkeit dieser Sohnschaft hervorzuheben. Denn sehr schnell kommt er auf die Zeit zu sprechen: «Und das Wort wurde Fleisch und schlug sein Zelt auf unter uns»; das ist der zeitliche Aspekt, das Jetzt, das andere ist zeitlos.
Doch Paulus führt Christus nicht nur in Seiner ewigkeitlichen Dimension ein; er fängt an, die Gemeinde auf diese Ewigkeit aufzubauen. In den Briefen an die Epheser und Kolosser, die ich gerade jetzt im Sinne habe, haben wir Christus in Seiner Ewigkeit: «Er hat uns auserwählt in Ihm vor Grundlegung der Welt» (Eph. 1,4). Von dieser ewigen Erwählung, von dieser Vorherbestimmung und Prädestination her baut Paulus die Gemeinde auf. Er sagt: Das ist keine Sache der Zeit oder der Erde; das ist etwas, das seine Wurzeln und seinen Ursprung weit zurück in der Ewigkeit hat, und es dauert an von Zeitalter zu Zeitalter. Die Zeit ist ein bloßes Fragment in dieser ganzen Weite. Paulus baut auf die Ewigkeit von Christus. Was hat das uns zu sagen? Nun, natürlich illustriert es unseren ersten, alles beherrschenden Punkt: die Überlegenheit Christi über Salomo. Dieser Größere als Salomo, der hier ist, dieser Sohn, wie unendlich viel mehr ist er als jener Sohn!
Was bedeutet Sohnschaft? In Übereinstimmung mit Gottes vollem Gedanken – nicht mit Seinem teilweisen Gedanken in Salomo; das ist bloß repräsentativ, typologisch, figürlich und schattenhaft; sondern in Wirklichkeit – ist es etwas, das seinen Ursprung in der zurückliegenden Ewigkeit hat und das weiter existiert, wenn keine Zeit mehr sein wird. Das ist Sohnschaft im Gedanken Gottes.
Wir haben vorhin gesagt, dass die Befreiung von all unseren Schwierigkeiten und Problemen entlang der Linie geistlicher Erweiterung erfolgen wird, und geistliche Erweitung geschieht auf dem Wege von einer größeren Wahrnehmung von Christus. Und hier ist es. Seht auf Ihn! Zu welchem Zweck wird uns all dies über Christus gesagt? Wollen wir bloß Information darüber, dass Christus Gottes Sohn ist, und dass er in Ewigkeit eins mit dem Vater war und das für immer und ewig sein wird? Ich bin sehr ehrerbietig, wenn ich diese Frage stelle, und wenn ich sage, dass dies als eine rein äußerliche Sache irgendwo da draußen in Gottes Universum mir nicht sehr viel sagt. Aber wenn ihr sagt, Gott habe dies Menschen geoffenbart, dann möchte ich wissen warum. Was hatte Gott im Sinn, als Er es offenbar machte? Die Antwort liegt hier: Ihr und ich, wir sind davon betroffen, wir wurden in Verbindung damit auserwählt vor Grundlegung der Welt, in Ihm sind wir darein verwickelt. Oh, was für ein Gedanke! Wenn wir also ewiges Leben empfangen, Zeitalter überdauerndes Leben, verbunden mit dem ewigen Sohn Gottes, was für eine immense Sache ist das doch! Sohnschaft geht weit über alles hinaus, das bloß zeitlich und vorübergehend ist. Unsere Vereinigung mit Christus bringt uns mitten in die Wurzeln Seiner Ewigkeit hinein, nicht nur hinsichtlich der Dauer, sondern auch des Charakters, der Natur. Denn ewiges Leben bedeutet nicht nur endlose Dauer, es ist die Herrlichkeit Gottes ihrer Natur, ihrem Wesen nach.
So baut Paulus alles auf diese Tatsache der Ewigkeit und bringt uns mit in sie ein. Welch wunderbare Offenbarung! Schon als bloße Darlegung von Wahrheit ist sie faszinierend, einnehmend, verwirrend. Doch wenn sie durch den Heiligen Geist ins Bewusstsein gebracht wird, wie verwandelnd kann sie dann sein, wie bestätigend, wie befreiend! O, wenn doch die Gemeinde nur im Banne dieser Offenbarung leben würde, wie würden dann diese niedlichen, zeitlichen Faktoren verschwinden! Schließlich, was bedeutet schon dies oder jenes? Es ist ja nur für diese Zeit und höchstens für diese Welt interessant. Aber das, worauf es wirklich ankommt, ist das, was Gott über und vollständig jenseits dieser Welt tut.
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